Die Fenster der Stadt VI

Hinter den Fenstern ohne Vorhänge herrscht Einsamkeit.

Man sieht es sofort, sie sind nicht geputzt, werden langsam blind, ein leerer Blumenkasten verbreitet Trübsinn.

Diese Gegend war mal eine gute, war mal teuer. Jetzt wohnt hier niemand mehr, der Geld hat, sie sind alle weg und haben mitgenommen, was an dieser Gegend mal schön gewesen ist. Vorgärten verdorren. Wäscheleinen hängen durch. Manche Fenster sind zerschlagen und mit Sperrholzplatten und Plastikplanen notdürftig geflickt worden. Andere bleiben einfach offen.

Die Fenster ohne Vorhänge sind noch intakt. Die Wohnung, zu der sie gehören, ebenfalls. Sie ist genauso leer und ungepflegt wie ihr Bewohner, sie atmet dieselbe Einsamkeit. Auf einem zerschlissenen Sofa sitzt der zerschlissene Mann und sieht sich Werbung an, im winzigen Fernseher, auf dem er kaum etwas erkennen kann. Die quäkenden Stimmen aus dem Gerät trösten ihn auf eine Art, wie es echter menschlicher Kontakt schon lange nicht mehr schafft. Der Mann sieht sich nur noch Werbung an, denn die Spielfilme und Abendshows versteht er nicht. Er bevorzugt einfache, klare Klischees, übertriebene Fröhlichkeit und die Illusion, dass es irgendwo auf der Welt noch so etwas wie Glück gibt.

Es regnet. Der Mann bemerkt das nicht, er schaut schon lange nicht mehr aus dem Fenster.

Ich kann ihn sehen. Ich sehe ihn jeden Tag. Nicht mehr lange, dann hat der Dreck der Stadt die Fenster so sehr verkrustet, dass ich ihn nicht mehr werde sehen können. Dann werde ich vermutlich näher herangehen und ein wenig an der Scheibe reiben müssen, um zu sehen, wie er da sitzt. Aber vielleicht bringt das doch nichts, weil der Dreck der Stadt nicht abzuwischen ist und von innen Nikotin und Staub und Alter den Blick trüben.

Man hört den Fernseher Tag und Nacht, die laute Werbung, die bunte Welt, die es in Wahrheit nicht gibt.

Der Mann zündet sich eine Zigarette an und kuschelt sein Gesicht kurz in ein Stofftier, das er auf dem Schoß hält. Eine kleine Katze, grau, fast ohne Fell.

Man kann diesem Mann nicht mehr helfen, aber seine Hilflosigkeit hilft nun mir, lässt mich mein Leben in einem schöneren Licht betrachten, denn ich kann mir Spielfilme ansehen und einkaufen gehen und im Park spazieren und meine Fenster putzen.

Manchmal kann ich auch reden, mit Menschen, die mir begegnen, und manchmal habe ich dabei sogar Spaß. Ich weiß nicht, was passiert, wenn er mal nicht mehr in seiner leeren Wohnung sitzt und meine Einsamkeit für mich trägt.

Might Contain Emotion

Es ist langelange nix passiert hier — das liegt nicht daran, dass im schönen Wiesbaden Stillstand herrschen würde (dem ist schließlich immer so…), das liegt nur daran, dass ich eine faule Sau bin, die gerade mit Arbeit zugeschüttet wird. Irgendwas fällt eben immer hinten runter, zum Beispiel diese Seite hier.

Ich gelobe Besserung.

Gegen allzu große Sehnsucht hilft nun aber auch das wundervolle Portal indieberlin, für das ich neuerdings Rezensionen beisteuern darf.

Zum Beispiel diese hier zu Amandas Palmers literarischem Debüt „The Art of Asking“.

Mehr wird folgen.

Bestimmt.

Bald.

DreckSack

Manchmal geschehen schöne Dinge – zum Beispiel wird ein Text abgelehnt, aber die Blog-Ergüsse für geil befunden.

Damit – und mit einem neuen Text – bin ich nun also in der aktuellen Ausgabe des DreckSack vertreten.

FLEDERMAUSLAND!

Hola meine lieben Leser — heute spare ich mir vielviel Arbeit und verweise einfach auf Susann Klossek:

Frisch ab Presse!

Gerne darf man auch bei mir Bestellungen loswerden, ich besorge die dann bei Miss GonZo.

Grüße & bis nächste Woche in Leipzig!