Lebenszeichen, frustriert

KRACK hat’s gemacht, so richtig hörbar, dann lag ich auch schon am Boden und es tat mächtig weh.

Jawoll, ich hab mir das Bein gebrochen. Musste operiert werden, war nicht so schön, wird nun aber nach und nach heilen.

Viel wichtiger ist die Erkenntnis, wie unheimlich wichtig es für meine seelische Gesundheit ist, rumlaufen zu können. Ich gehe im Normalfall jeden Tag spazieren, wenn auch manchmal nur unter Protest, denn im Gehen kann ich am besten nachdenken, am besten entspannen, am besten vor mich hin gucken.

Jetzt liege ich nur rum. Das war die ersten paar Tage noch ganz witzig, aber da musste ich auch oft ins Krankenhaus, hatte also ziemlich viele Liegeunterbrechungen. Dann war’s eine Weile nötig, denn das Herumhumpeln auf Krücken ist unheimlich anstrengend. Jetzt – zwei Wochen nach dem großen KRACK – fühlt sich nachdenken an wie Treibsand, mein Rücken wie von einem Profi-Wrestler mit dem Stuhl verprügelt und mein Bein … na ja, tut halt weh. Bis auf die OP-Wunden, die jucken.

Das mit dem Nachdenken wurmt mich am meisten, denn eigentlich würde ich gern arbeiten. Ein bisschen geht, aber nicht so gut wie sonst. Nicht so glatt wie sonst.

Rumliegen also.

Frustrierend.

Höllenkatzen ahoi!

Bald, o bald kommt eine neue Anthologie, in der Yours Truly vertreten ist: 13 Lives of Hellcats aus dem Verlag Hammer Boox!

Neben mir sind darin so illustre Kollegen und Kolleginnen wie Faye Hell (Hell YEAH!!), M. H. Steinmetz (Jippie!), Erik R. Andara (YAY!), Torsten Scheib (♥) und Claudia Rapp (♥♥!) vertreten. Ich platze vor Stolz!

Und weil das mit der Katze und dem Sack eigentlich zu abgeschmackt ist, lass ich den Spruch einfach sein und präsentiere euch hier einen Auszug aus meiner Ab-in-die-Gosse-Erzählung „Füreinander einstehen“:

Das Vieh war hässlich wie die Nacht mit seinem einen Ohr und der verklebten Nase. Eine widerlich verklebte Nase hatte es. Ganz schwarz und zäh sah das Zeug aus. Nur eins der Nasenlöcher war offen. Bestimmt bekam das Kerlchen kaum Luft.
Hieß es nicht immer, Katzen wären so reinlich? Na, die hier wohl eher nicht.
Vermutlich war ihr löchriges Fell mal langweilig grau getigert gewesen, aber der Schmutz der Straße und die Entbehrungen eines Lebens ohne Liebe und vor allem ohne Heim hatten den kläglichen Rest schmutzig-braun gefärbt. So war das hier draußen: Sie alle hatten braunes Haar, egal, wie blond oder grau oder rot sie mal gewesen waren.
Nur die Augen des Tiers, die waren schön. Hell, grasgrün und funkelnd. So stellte Gypsy sich ihre eigenen Augen gerne vor, dabei wusste sie, dass die in Wahrheit ganz profan braun waren. Genau wie ihr Haar.
Hässlich wie die Nacht war diese Katze, die da gerade in ihr Quartier unter der Brücke spazierte.
Hässlich wie sie.

Eigentlich war Gypsy eher ein Hundemensch, aber die Straße macht nicht nur hässlich, sie macht auch einsam. Einen potenziellen Gefährten würde sie sicherlich nicht abweisen. Schon gar nicht, wenn sie diesen Gefährten nicht füttern musste. Hunde brauchten Dosenfraß, Katzen dagegen waren Selbstversorger, oder nicht?
Also lockte sie das Vieh mit »Ps-ps-ps«-Lauten zu sich. Es blickte interessiert zu ihr und setzte sich tatsächlich in Bewegung, aber da bekam Gypsy einen ihrer Hustenanfälle. Fauchend erstarrte die Katze, sträubte ihr bisschen Fell und raste davon.
»Wieder nix«, dachte Gypsy und ließ sich auf ihre schimmlige Matratze sinken. Seufzend zog sie die Jacke enger um sich und blickte zur Brücke auf, unter der sie lagerte.

Im Supermarkt

In meinem Viertel gibt es einen gut sortierten REWE, in dem ich eigentlich sehr gerne einkaufe.

Eigentlich.

Heute jedoch hat SIE gearbeitet. DIE Kassiererin. Sie übertrifft alles, was an Muffeligkeit je eine Ladenkasse bedienen durfte und macht mir damit immer wieder schlechte Laune.

Versteht mich nicht falsch: Ich verstehe jede Verkäuferin, die ihren Job hasst – und ganz besonders die Kunden und Kundinnen – schließlich habe ich selbst einige Jahre im Einzelhandel gearbeitet.

DIE Kassiererin hasst mich aber nicht.

Sie ist auch nicht genervt von mir.

DIE Kassiererin nimmt mich überhaupt nicht wahr, und auch sonst niemanden. Sie macht ihren Job wie ein Automat, spricht dabei kein Wort – nein, nicht mal ein abfällig übers Laufband geworfenes „Des macht sechzei achzsch!“ – und blickt auch niemals auf.

SIE ist nicht einfach eine muffelige Kassiererin, SIE negiert die Existenz eines jeden Wesens außerhalb ihrer selbst. Ja, manchmal glaube ich, sie negiert die Existenz an sich. Das kann einen ja nur runterziehen!

Hoffentlich ist sie morgen nicht da. Dann muss ich die Pfandbons einlösen, die ich heute vor lauter Schreck vergessen habe.

Lochgründe

Fürchterliche Erkenntnis des Tages: ICH bin die Schuldige, was die Entstehung des berühmten Lochs in der Straße vor meinem Haus angeht!

Es ist unstrittig und das kann ich belegen; aber zu meiner Ehrenrettung sei vorangestellt, dass ich keine andere Wahl hatte. Ich MUSSTE so handeln, wie ich es tat!

Lasst mich erklären:

Vor einigen Tagen passierte mir beim Wäschemachen Grauenhaftes – einer der impertinenten Spinnenläufer, die mittlerweile regelmäßig meine Wohnung heimsuchen, hatte sich im Wäschekorb versteckt. Wie eine Katze, nur weniger flauschig und SEHR VIEL weniger willkommen. In meiner Panik schleuderte ich das Monstrum von mir weg und praktischerweise landete es in der Badewanne.

Diesen glücklichen Zufall nutzte ich flugs aus und spülte den Eindringling mit großen, großen, GROSSEN Mengen Wasser durch den Abfluss. Und das war mein Fehler. Meine Sünde. Mein Versagen.

Es ist doch offensichtlich: Das Monstrum wurde ein Stück mitgerissen, konnte sich aber dann im Rohr festkrallen und sich seinen Weg durch Rohr, Kanal, Straße nach draußen bahnen. Ich habe sämtliche Zimmer meiner Wohnung gesichert und bin überzeugt, dass das Vieh nicht hierher zurückgekehrt ist. (NOCH nicht.)

Liebe Karlsruher Mitbürger, ich flehe euch an! Seid nicht unvorsichtig, sondern bewaffnet euch, wenn ihr das Haus verlassen müsst!

tl;dr: Das Haus steht noch, das Loch ebenfalls, Spinnenläufer on the loose.

Spinnenläufer aus „German Kaiju“, von Christian Günther

Das Loch

Vor meinem Haus ist ein Loch.

Das ist neu.

Es ist (noch) nicht besonders groß, aber beeindruckend genug: Die Straße drum herum ist merklich abgesackt. Hohlraum?

Passanten bleiben stehen und betrachten das Loch. Einer ruft die Polizei. Die Polizei stellt Verkehrshütchen rund um das Loch auf. Ganz schief stehen die Hütchen nun auf der Straße, weil alles gerade irgendwie schief ist da unten.

Mein Haus ist (noch) nicht schief.

Von meinem Küchenfenster aus kann ich das Polizeiauto sehen, aber weder Hütchen noch Loch. (Noch.) Das ist seltsam beruhigend; ich glaube, könnte ich es sehen, käme ich heute nicht mehr vom Küchenfenster weg.

Buchmesse Saar 2021

Save the Date: Vom 18. bis zum 20. Juni findet online die zweite Buchmesse Saar statt.

Ursprünglich als „echte“ Messe im schönen Saarbrücken geplant, musste sie bereits 2020 coronabedingt komplett in die virtuelle Welt verlegt werden. Das war aber glücklicherweise ein so großer Erfolg, dass sie nun zum zweiten Mal in genau dieser Form stattfinden wird.

Und ich bin dabei! Mit eigenem Stand & in bester Nachbarschaft.

Immerhin soll Der Fluch der Dunkelgräfin ja angemessen auf die Welt der Lesenden losgelassen werden.

(Pssssst: Lesen darf ich dort auch! Details folgen!)

Mehr Presse

Zu meinem neuen Buch Der Fluch der Dunkelgräfin – hatte ich das eigentlich schon erwähnt? Nein? Okay, dann jetzt: Ich habe ein neues Buch geschrieben! (Standing ovations, die Menge rastet aus!) – gab es eine Premierenlesung, die wiederum zu einer Rezension in der hiesigen Tageszeitung BNN führte.

Mit herzlichem Dank an Karin Hoog, die sich die Zeit genommen hat, mein Buch zu lesen und die Lesung anzusehen!

… und noch ne Lesung …

Am 10. Mai – dem Tag der Veröffentlichung meines neuen Buches Der Fluch der Dunkelgräfin – durfte ich in meinem zweiten Wohnzimmer aka KOHI Kulturraum eV die Buchvorstellung feiern.

Was soll ich sagen: Es wurde gefeiert! Wir hatten viel Rotwein, viel zu viele Zigaretten & massig Spaß! Aber seht selbst; zumindest den Kulturteil der Veranstaltung und das anschließende Interview wurden auf Film gebannt: