»Ich habe eine Wassermelone getragen!«*
Schön wär’s. Könnte ich jetzt gar nicht mehr. Ich habe nämlich etwas anderes getragen.

Eine Küche.

Es gibt Leute, die jedem, der es hören will (oder auch nicht) gerne erzählen, dass es total klasse ist, wenn man seine Grenzen auslotet und sich selber überwindet. Sport soll schmerzen, Berge erklimmen macht Spaß und nächtelang wachbleiben high, zwölf gebratene Schweine kann man durchaus mal essen, auch wenn man dann kotzen muss.

Der Mann und ich können also auch ne Küche in die Wohnung schleppen.

Angeblich ist es im Anschluss mehr als befriedigend, das Geschaffte zu betrachten und sich klarzumachen, dass MAN DAS SELBER WAR! GANZ ALLEIN! WOW!

Der Mann und ich haben geschwitzt, gelitten, geflucht und es letzten Endes tatsächlich geschafft.

Haben wir uns selber überwunden?
Ich auf jeden Fall.

Haben wir weitergemacht, obwohl wir nicht mehr konnten?
Jupp.

War es hochgradig befriedigend, als alles geschafft war?
Nein.
Es hat wehgetan.

Würde ich es wieder tun?
Auf keinen Fall, niemals, um keinen Preis.

Was bleibt, ist eine schiefe, unfertige, nur halb-gemütliche Küche und Schmerz.
Seit Tagen sitzt er in meinem Rücken. Erbärmlich. Irrsinnig. Er brüllt mich bei jeder Bewegung an. »Turini, verdammte Scheiße! Was hast du dir dabei schon wieder gedacht?« Ich brülle dann zurück, dass ich doch einfach nur ne Küche wollte, nen Herd und ne Spüle und ein paar Schränke für Töpfe, damit ich endlich aufhören kann, Fertigsuppen aufzugießen.

Vielleicht werden die Schmerzen dereinst verblassen, Herr Gaffory und ich werden alt und runzlig in unseren Lehnstühlen sitzen, und er wird sagen »Weißt du noch, unsere erste gemeinsame Wohnung? Die in Mühlburg, mit der beschissenen Küche, die du so gehasst hast?«
Und ich werde milde lächelnd mein Strickzeug sinken lassen und sagen »Ja, ich erinnere mich. Das war lustig.«
Dann werden wir seufzen und uns an dem Gedanken erfreuen, dass wir mal selbständig waren und stark und in der Lage, uns zu überwinden und eine verfickte Küche in den zweiten Stock zu schleppen, zu zweit, stundenlang.

Vielleicht aber auch nicht.

*Der / die Erste, der / die mir den Film nennt, aus dem dieses Zitat stammt, bekommt ein signiertes Exemplar meines neuen Buches »Kopf hoch, sagte der Silberfisch in meiner Badewanne«. Echt jetzt! Mail an: Simona [ät] lektorat-turini [punkt] de