Etwas weniger als drei Jahre sind vergangen seit einer verwirrten und verwirrenden Trennung zugunsten einer neuen und nicht minder verwirrenden Beziehung, die ihrerseits rasch sterben musste. Jedes Mal riss es große Wunden und ging mit großen Verlusten einher.
Und jedes Mal war ich die Schuldige.
(Eine Erkenntnis, die im Übrigen nicht unbedingt für geringeren Schmerz sorgt.)
Dann folgte der große Zusammenbruch, die Zeitdesschlafes wechselte mit der Zeitdeskampfes und der Zeitdermedizin. Und mehr Schlaf. Wochen und Monate, die sich allein anhand von eMails aus jener Zeit rekonstruieren lassen.
Dann Klinik.
Dann Italien.
Dann Stefan, mal wieder viel zu impulsiv und hektisch und wenig überlegt.
(Aber seit etwas mehr als zwei Jahren ausgesprochen erfolgreich & schön.)
Dann Heute.
Ein neues Leben in einer neuen Stadt, mit neuen Freunden, einer neuen Beziehung, einem neuen Beziehungsstatus, neuer Arbeit.
(Ein neues Leben, fürwahr. Wie ist das nur passiert? Die eMails geben dazu keine befriedigende Auskunft.)
Ankommen wird langsam notwendig. Denn wenn auch jetzt alles anders läuft, ich scheinbar nach dem großen Zusammenbruch in einer anderen Simona aufgewacht bin
(I’m transforming, I’m vibrating, look at me now)
ist das doch Blödsinn, schlicht nicht wahr. Mein Leben ist noch dasselbe, ich bin noch dieselbe.
Und ich werde verfolgt.
Wie immer, wenn ich eine Emotion nicht ansehen will, nicht wahrhaben, habe ich die Ereignisse der letzten Jahre in kleine Kisten gepackt und hinter mir auf den Boden fallen lassen.
Aber da bleiben sie nicht, diese elenden Kisten. Sie ziehen Fäden. Zähe, klebrige Fäden, die nicht unendlich lang werden und auch nicht reißen können, sondern einfach irgendwann zusammenschnurren, sodass die Kiste nach vorne geschleudert wird und mich trifft. Kiste um Kiste schmettert mir gegen den Kopf und fällt auseinander.
(Pitsch: Eigentlich sehnst du dich doch nach der alten Heimat.)
(Pitsch: Oh, da hattest du Streit mit Papa. Lass uns das doch die ganze Nacht hin und her drehen und nachschauen, wie dumm du dich verhalten hast.)
(Pitsch: Mama ist tot.)
(Pitsch: Y. redet immer noch nicht mit dir.)
(Pitsch: X. macht lustige Sachen mit den Leuten, die du so arg vermisst. Und redet im Übrigen auch nicht mehr mit dir.)
Pitsch, pitsch, pitsch.
Dumme kleine Kisten. Keine Ahnung, was man mit dem ganzen Sperrholz anfangen soll.