»Erzähl mir etwas von dir, das merkwürdig ist. Eine bizarre Information. Aber sie muss wahr sein.«
Er lacht leise. »Bizarr? Wow, okay, lass mich überlegen …«
Schweigen. Ich lasse ihn nachdenken und sehe mich derweil im Zimmer um. Es ist mein altes Zimmer, hier bin ich aufgewachsen, aber es sieht nicht mehr so aus wie damals. Meine Eltern haben seit meinem Auszug renoviert, vielleicht sogar mehrmals, und dieses Zimmer – mein »Kämmerlein«, wie meine Mutter es immer genannt hat – ist jetzt ein GästezimmerSchrägstrichHauswirtschaftsraum: Ein schmales Bett und ein kleiner Kleiderschrank, die alt aussehen, bei denen es sich aber eindeutig nicht um meine alten Möbel handelt,
(vielleicht hat irgendein Nachbar ausgemistet und meinen Eltern die Sachen angeboten, die immerhin neuer und besser gepflegt sind als meine alten Sachen; der Schrank ist nicht voller Aufkleber aller Art und am Kopfende des Bettes sind keine Kerben eingeritzt, die anzeigen, wie lange ich noch ausharren muss, bis ich endlich meinen Schulabschluss habe und dieses elende Kaff verlassen kann)
ein Bügelbrett in der Ecke, daneben der zusammengeklappte Kleiderständer zum Trocknen der Sachen, der Staubsauger. Das einzig Vertraute ist mein alter Flickenteppich, der neben dem Bett liegt.
Ich streife meine Schuhe ab und vergrabe die Füße im warmen Stoff.
»Eigentlich«, setzt Enrico an, »musste ich jetzt nicht lange nachdenken. Mir sind nicht besonders viele Dinge im Leben zugestoßen, die man als ›bizarr‹ bezeichnen könnte.« Er lacht. Fröhlicher Enrico. Oh, du glücklicher Junge! Ich bin ein bisschen neidisch. Mir ist nach mehr Wein, oder vielleicht Schnaps. Nach Schlaf, nicht nach Lachen. Er scheint das zu spüren und will mich aufheitern.
Enrico, bist du etwa einer von den Guten?

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