Ein neuer Roman ist im Entstehen begriffen – schon seit nunmehr drei oder vier Jahren. Aber weil ja immer irgendwas ist, dauert es wohl noch, bis ich ihn auf die Welt loslassen kann. Ich gelobe mehr Fleiß & hoffe auf Fertigstellung 2020.
Weil es wieder ein Fragment-Roman wird, hier ein paar der (ungeordneten) Fragmente.

Diese beschissene Rumhängerei geht mir auf die Nerven. Ich werfe die staubige alte Wolldecke von meinen Beinen, ziehe meinen Bademantel über und gehe auf den Balkon, rauchen.
Der Balkon ist der einzige Lichtblick in dieser winzigen, versifften Bude. Er ist eher eine Art Dachterrasse, riesengroß, mit Meerblick – wenn man sich an eine bestimmte Ecke stellt und sich ein wenig vorlehnt und nach links schaut. Dann erkennt man einen schmalen Streifen Sand und dahinter das Blau des Wassers, das manchmal eher ein Grau ist und manchmal weiß. An stürmischen Tagen sieht man die Wellen, kleine weiße Schaumkronen auf Linien, die zum Strand rollen und aus dem Blickfeld verschwinden, ehe sie eine brechen. Es riecht nach Salz.
Ich laufe auf und ab, drehe meine Runden wie in einem Käfig. Der Käfig, das ist doch am ehesten meine Faulheit, mein Mich-Verstecken vor der Welt und den Leuten, die in dieser Stadt ebenfalls ihre Runden drehen, größere Runden, vorgeblich sinnvoll: Morgens zur Arbeit, mittags zum Essen, abends nach Hause, dann in die Bar oder ins Kino oder ins Theater. Dann ins Bett und alles wieder von vorne.
Auf einem der Stühle liegt Renzo, alle sechs Beinchen von sich gestreckt. Er hat einen langen Strohhalm im Mund und trägt ein Partyhütchen auf dem Kopf. Er grinst mich an und wackelt mit einem Bein, um mich zu begrüßen.
»Verpiss dich!«, rufe ich und werfe meine halb gerauchte Kippe in seine Richtung. Die Glut brennt ein weiteres Loch in den schäbigen Bezug. Kein Renzo mehr. Gut so.
Ich hebe die Kippe auf und schmeiße sie in den großen Aschenbecher auf dem Tisch, den wir neben die Tür gestellt haben.
Bloß keinen Ärger mit den anderen Bewohnern dieses Dreckshaufens von Wohnung kriegen.
Die letzten Sonnenstrahlen ziehen sich langsam von den alten Steinplatten zurück, kriechen über die Balustrade, werden bald verschwinden und Nacht zurücklassen. Es war ein heißer Tag, hell und wunderschön. Jetzt erhebt sich eine leichte Brise vom Wasser und bringt den Duft von Salz und dem Rhododendron, der üppig die Küstenstraße säumt.
Paradies.
Eigentlich.
Im Grunde waren die letzten drei Jahre gut.

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